Renault Mégane R.S.
Trend
Alltagssport

Wenn der Daily zum Racer wird.

Sportautos sind der Gipfel des Automobilbaus, keine Frage. Je flacher und stärker ein Auto ist, desto eher hat es auch einen Ehrenplatz in den feuchten Träumen von Autonarren.Sie reizen das technisch Machbare aus, nur, um auf einer Rennstrecke den Bruchteil einer Sekunde zu gewinnen. Freilich nur in der Theorie. In der Realität wird das tolle Design, den herzerwärmenden Sound und vor allem das Image eines Sportboliden bewundert. 

Dabei sind die Faktoren, die das Mysterium Sportwagen ausmachen auch die, warum wir so wenige davon auf der Straße sehen. Kosten und Nutzen - also immense Anschaffungs-, und laufende Kosten und ein knapp geschnittenes Karosseriekleid, dass wenig Fahrgäste aufnehmen kann - und noch weniger Gepäck. Wenn wir allerdings die Definition Sportwagen etwas ausdehnen und nicht allein den Formfaktor oder die Motorleistung sprechen lassen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Alltagssportler sind die wahren Helden der Automobilen working-class. Autos, die Praxisnutzen haben und dabei aber auch überdurchschnittlich viel Fahrspaß vermitteln. Ein tolles Beispiel dafür ist der Suzuki Swift Sport, sozusagen der Einstieg in die Liga der Alltagssportler. Der steht mit knapp 22.000 Euro in der Preisliste und ist dabei schon voll ausgestattet - der Preis ist also schon einmal eine Kampfansage. Fahrdynamisch lockt er mit einem nur dreistelligen Leergewicht. 970 Kilogramm wiegt der kleine Japaner, da reichen schon 140 PS, um richtig Krawall zu machen. Für den Standardsprint benötigt der sportlichste Swift bissl mehr als Acht Sekunden. Bei 210 km/h ist dann Schluss mit lustig. Mit diesen Werten landet man im Autoquartett natürlich keinen Stich, macht aber nichts. Fahrfreude hat nichts mit Zahlen und Daten zu tun, sondern einfach mit einer möglichst innigen Bindung zwischen Mensch, Maschine und Asphalt und da kann der kleine Japaner eben auftrumpfen. Auch der Ford Fiesta ST, ein weiterer Vertreter der Fraktion „Pocket-Rocket“, also Taschenrakete, legt seinen Fokus auf die Gaudi und hat dabei mehr Leistung, mehr Gewicht - nur bei den Zylindern, da muss er im Vergleich mit dem Suzuki Federn lassen. Den schnellsten Fiesta treibt ein 200 PS Dreizylinder in 6,5 auf Landstraßentempo, der Vortrieb endet bei 232 km/h - aber auch hier gilt: Zahlen sind nur Schall und Rauch. Der Fiesta ST drückt seinem Fahrer mit aller Gewalt ein Lächeln ins Gesicht, dass man auch nach dem Aussteigen nicht einfach ablegen kann. Zu spielerisch tänzelt er um enge Kurven, zu leichtfüßig ist sein heck, zu groß ist der Spaß. 

Die eigentliche Heimat der Hot-Hot-Hatches ist aber die Kompaktklasse

Eine Klasse darüber herrscht der Golf. Erstens, weil er der Zulassungskönig schlechthin ist und zweitens, weil der Golf GTI den begriff des Alltagssportlers nicht nur geprägt, sondern auch erfunden hat. Da passt es ja, dass kurz nach der Premiere des „Normalo-Golfs“ auch die sportlich angespitzten Brüder vorgestellt werden. Der GTI vertritt die klassischen Kompaktsportler-Tugenden - ordentlich PS, nämlich 245, rote Akzente, ein ausladendes Endrohr, das im Doppelpack daherkommt. Dabei garniert er den ganzen dynamischen Zierrat mit einer Lässigkeit, die genau das Gegenteil von dem ist, was die Gummi-Gummi-Exzesse vom Wörtherseetreffen darlegen. Früher war der GTI noch ein wilder Hund, doch auch er ist ein relaxter Mittvierziger, der sich nicht krampfhaft in den Mittelpunkt stellt - Fahrfreude bietet er auf höchstem Niveau, aber auch die notwendige Dezent. Ähnlich kultiviert gehen es auch seine Brüder an. Der Golf GTD, das D steht für Diesel, beherrscht den Langstreckenlauf so gut, wie kein anderer. Der GTE ist als Teilzeitelektriker mit Plug-in-Antrieb unterwegs und schafft den Spagat zwischen Fahrspaß und Umweltschutz. Der spanische Cousin des Golf heißt seit diesem Jahrtausend Seat Leon. Im Sportlerdress legt er allerdings das Seat ab und adelt sich mit dem Künstlernamen Cupra. Traditionell ist das spanische GTI-Derivat kompromissloser abgestimmt, was unterhaltsamere Kurvenschwünge erlaubt, aber auch belastender für die Bandscheiben ist. Der große Vorteil des Leon ist seine Vielfältigkeit. Benzin, Hybrid, Zweiradgetrieben, Allrad, Kombi, Kompakt - all diese Möglichkeiten bietet der Mattgraue Sportler. Die Einstiegsversion leistet wie der Golf GTI 245 PS aus einem Zweiliter-Turbovierzylinder, Topmodell ist der Kombi mit 310 PS und Allradantrieb. Dazwischen liegen die 300 PS Version, sowie der 245 PS starke Plug-in-Hybrid. Einigkeit herrscht hingegen beim Getriebe: Das Doppelkupplungsgetriebe ist Serienmäßig dabei, der manuelle Schaltknüppel wurde aus dem Programm gestrichen. Im Gegensatz dazu gibt es beispielsweise den Honda Civic Type R nur mit manuellem Getriebe - ein Tribut an die Puristen. Die bekommen ein optisch ziemlich auffälliges Fahrzeug, dessen Spoiler, Schürzen und Schneller nur eines aussagen: Ich bin schnell. 320 Turbo-PS lassen die Vorderreifen in ihren Radhäusern wimmern. Obwohl er durchaus alltagstauglich ist, ohne übertrieben Laute Auspuffgeräusche und mit viel Stauraum, fühlt er sich am wohlsten auf der Rennstrecke. Dort streitet sich der Civic Type R am liebsten mit seinem Lieblingsgegner, dem Renault Mégane RS. Grund des Dauerzanks ist der Titel des schnellsten Fronttrieblers auf der legendären Nürburgring Nordschleife. Aktuell führt der 300 PS starke Renault mit Sieben Minuten und 40 Sekunden - aber die Leichtbau-Version des Hondas steht schon in den Startlöchern. Der Megane RS kann dafür mit einem, für diese Klasse sehr besonderen Technikschmankerl aufwarten: einer Hinterachslenkung. Die beschert dem Franzosen Heck ein gierigeres Einlenken und stabilisiert das Fahrzeug bei Hochgeschwindigkeitskurven. Der König im Haifischbecken der Kompaktsportler, die auch „Hot Hatches“ genannt werden, trägt aber einen Stern. Hinter dem etwas kryptischen Namen Mercedes-AMG A 45 S 4Matic+ verbirgt sich der stärkste Golf-Klassler aller Zeiten und auch der teuerste. 421 PS peitschen den schnellen Stern in nur 3,9 Sekunden auf Tempo 100, bei 270 km/h wird man von der Elektronik eingebremst. Der AMG, der den stärksten Serien-Vierzylinder aller Zeiten im Bug trägt, ist ein waschechter Supersportwagen - hat aber vier Türen und einen Kofferraum. Preis: in Schilling siebenstellig. In Euro rund 74.000. 

Auch Familiensport zählt

Sportliche Kompakte sind wunderbar, blöd nur, wenn man mehr Platz braucht - bei platzintensiven Hobbys oder Familien kommen GTI und Co schnell an ihre Grenzen. Als gute Alternative stellt sich der Skoda Octavia RS iV heraus. Der vertraut auf den selben Antriebsstrang wie Golf GTE oder Cupra Leon Hybrid, hat aber viel mehr Kofferraum. Die Kraft der zwei Herzen sorgt auch hier für muntere 245 PS, die den schnellen Tschechen in knapp über sieben Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Unterhaltsam, schön anzusehen und durch den Hybrid-Antrieb sogar irgendwie vernünftig - der Octavia RS, den es als Combi und Limousine gibt, wird auch in der aktuellen Auflage viele Autofahrer glücklich machen. Wenns nur ums fahrerische Glück geht und die Finanzen eine untergeordnetere Rolle spielen, könnte sich bei der Konzernschwester Audi umsehen. Den grundsätzlich eher braven Mittelklassewagen A4 gibt es auch in dynamischen Versionen. Die erste davon ist der Audi S4, der mit seinem 347 PS starken Diesel-Sechszylinder den Drehmomenthammer rausholt. 700 Newtonmeter wuchtet der Ingolstädter auf beide Achsen. Irre, aber es geht noch irrer. Der RS4 holt aus seinem 2,9 Liter großen V6-Benziner ganze 450 PS, die ihn in 4,1 Sekunden auf 100 Beschleunigen. Traktion ist dank Quattro immer vorhanden, Sound und Fahrspaß sowieso. Wer es nicht so mit Rungen hat, findet bei der Marke mit dem Stern ein passendes Derivat. Auch bei Mercedes teilt man die Performance Sparte in zwei Wahnsinnsstufen. Bei der C-Klasse ist das der C43 und der C63 - beide mit dem Namenszusatz AMG. Während der Dreiliter V6 im schwächeren der beiden gewiss nicht schwächliche 390 PS leistet, die ein breites Grinsen sicherstellen, sorgt der C63 s mit Brutalo V8 und 510 PS für Angstschweiss. Der dritte im Bunde der deutschen Premium-Mittelklassler ist der BMW 3er, der aber aktuell noch mit stumpfen Waffen kämpft. Die ganz arge Version, vulgo M3, kommt nämlich erst. Derweil können sich die BMWler mit den M-Performance-Versionen des 3er die Zeit vertreiben. Den gibt es als M340i und M340d, jeweils mit Sechs Zylindern, natürlich in Reihe angeordnet mit 374 PS im „i“ und 340 PS im „d“ - immer zwangsverheiratet mit einem Allradantrieb. 

Die Könige der Autobahn

Die drei deutschen Premiummarken können aber jeweils noch eins Drauflegen - mit ihrer Power-Oberklasse. Bei den Grundzutaten ist sich die Creme de la Creme des deutschen Fahrzeugbaus einig: V8 mit vier Litern, Allradantrieb und rund 600 PS. Der nominell schwächste Wagen ist hier der Audi RS6 mit exakt 600 Turbopferden. Danach kommt der Mercedes-Benz AMG E 63 s mit 612 PS, die Leistungs-Krone geht an den BMW M5 mit 625 PS. Letzterer hat jedoch eine Einschränkung - es gibt ihn nur als Limousine. Audi und Mercedes bieten brachiale Fahrleistungen auch mit praktischem Kombiheck. Preislich sind wir dann aber auch auf einem Niveau, unweit von Supersportwagen mit Mittelmotor. Gibt es eigentlich eine Steigerung auf die eilige Dreifaltigkeit, RS6, E63 und M5? Ja, die gibt es! Ebenfalls aus Deutschland, aus der traditionsreichen Sportwagenschmiede Porsche. Der Panamera ST Turbo S Hybrid leistet 680 PS, fährt 310 km/h und katapultiert seine Fahrgäste in 3,2 Sekunden auf Tempo 100 - ein Alltagssportler der Superlative. 

Eine Etage höher

Vor kurzem noch undenkbar, inzwischen aber gang und gäbe - sportliche SUV. Der erhöhte Schwerpunkt, eigentlich ein no-go bei der Kurvenhatz, wird von modernen Fahrwerken ziemlich gut wegretuschiert. Wie agil sich ein SUV anfühlen kann, zeigt beispielsweise der Cupra Ateca. Dessen 300 PS sorgen für ansprechende Längsdynamik, das knackige Fahrwerk lässt auch in Kurven und Kehren Freude aufkommen. Sein Cousin VW T-Roc R vertraut auf den selben Antrieb, ist aber etwas kompakter - und geht, wie ein losgelassener Kettenhund. Noch schneller, größer und vor allem breiter ist der Jaguar F-Pace SVR. Sein Fünfliter V8-Kompressor sorgt für 550 PS und atemberaubende Fahrleistungen - der Motor omnipräsent und prägt jeden Zentimeter der verbreiterten SUV-Karosserie. Einen Großteil dieser Faszination macht der Sound aus, der durch die Titan-Klappenanlage strömt. Der Brite ist schon ziemlich betörend, aber es kommt noch dicker. Dass es nach oben so gut wie keine Grenzen gibt, beweist Lamborghini. Der Urus ist nach dem 80er-Jahre Monster LM002 das zweite SUV der Marke mit dem Stier. Sein V8 leistet 650 PS und beschleunigt den 2,2 Tonnen schweren Urus in nur 3,6 Sekunden auf 100 km/h. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 305 Stundenkilometern ist der hohe Lamborghini das schnellste SUV am Markt - aber nicht das verrückteste. Diesen Titel darf sich wohl der Jeep Grand Cherokee Trackhawk umhängen. Sein 6,2 Liter großer V8 wuchtet 710 PS auf die Kurbelwelle - das spart zwar keinen Sprit, macht aber Spaß. 

Diese, in keinster Weise vollständige, Aufzählung beweist, dass sportwagenähnliche Fahrleistungen und familientaugliche Karosserien durchaus kompitabel sind - genauso, wie Fahrspaß und ein günstiger Preis. Die Poster an den Wänden von Jugendzimmern und Schraubergaragen sind zwar voll von Ferrari und Co - in Wirklichkeit erwärmen die Alltagssportler unsere Herzen aber ebenso.