Wie uns der Ford Puma Gen-E überrascht
Liebe auf den zweiten Blick ist ein Konzept, das – zumindest auf popkultureller Ebene – eher untypisch ist. Allerdings ist sie uns beim Ford Puma Gen-E passiert.
Nicht, dass das erste Zusammentreffen mit Fords kleinstem Elektriker schlecht verlaufen wäre. Im Gegenteil, denn bei der statischen Präsentation im November 2024 hat der Puma mit viel Platz, fairer Preisgestaltung und weiteren vernünftigen Argumenten überzeugt. Der emotionale Funke ist damals aber noch nicht übergesprungen. Das hat sich mit der ersten Ausfahrt im sonnigen Spanien verändert.
Rein optisch bleibt sich der Puma treu – trotz Facelift. Mit einer Länge von rund 4,2 Metern ist er mittlerweile der kompakteste Ford in Europa und wirkt dennoch erwachsen. Die neue Lichtsignatur mit den drei LED-Krallen vorne verleiht ihm ein schärferes G’schau. Der geschlossene Grill und der dezente Heckspoiler sind exklusiv der Elektrovariante vorbehalten und nicht nur hübsch, sondern aerodynamisch optimiert. Der Farbton "electric yellow" ist aufpreisfrei und strahlt mit der Sonne um die Wette.
Das Interieur des Puma Gen-E präsentiert sich vertraut, die Verarbeitung ist solide, das Layout funktional. Neu ist das optionale Glasdach, das nicht nur die erste Sitzreihe mit Licht flutet, sondern auch den Fondpassagieren eine Extraportion Sonne gönnt. Eben passend zur spanischen Umgebung oder jedem anderen Ort, wo das Wetter mitspielt. Und auch wenn das Cockpit nicht revolutioniert wurde, fühlt man sich auf Anhieb wohl. Besonders erfreulich für Musikliebhaber: Der große Lautstärkeregler ist geblieben. Das mag nach einer Kleinigkeit klingen, doch wer schon einmal verzweifelt auf Touchflächen herumgetippt hat, weiß diesen Drehregler zu schätzen.
Das Multimedia-Display ist auf 12 Zoll angewachsen und unterstützt nun das aktuelle Betriebssystem namens SYNC 4. Kabellose Smartphone Integration, Sprachsteuerung über Alexa und neue Sicherheitssysteme machen den kompakten Kölner fit für die nächsten Jahre.
Dazu kommt eine B&O-Soundbar quer über das Armaturenbrett. Dadurch erspart man sich auch einen Subwoofer im Kofferraum. Den Platz nutzt der Puma Gen-E anders. Und wie! 574 Liter misst das Gepäckabteil. Das ist für diese Klasse gigantisch. Und dann ist da noch die berühmte "MegaBox", bei der elektrischen Version treffend "GigaBox" genannt. Dort, wo beim Verbrenner der Auspuff sitzt, bietet Ford beim Gen-E zusätzliche 145 Liter Stauraum. Mit Abfluss! Badespaß im Auto? Theoretisch machbar. Praktisch besser für nasse Wanderschuhe, Pflanzen oder eine spontane Kühlbox-Nutzung.
Keck ums Eck!
Ford war immer gut darin, selbst den kleineren Modellen eine sportliche Note mitzugeben. Der Verbrenner-Puma zählt zu den fahraktiveren seiner Zunft und dieser Spirit lebt auch im Gen-E. Mit 168 PS und einem Drehmoment von 260 Nm beschleunigt der Crossover in 8 Sekunden auf 100 km/h. Und vor nicht allzu langer Zeit wäre man damit in diesem Segment auch auf der sportlichen Seite ganz vorne dabei gewesen.
Schon der konventionell angetriebene Puma hat einen vergleichsweise großen Kofferraum für sein Segment, aber der Gen-E hat noch mal um 110 Liter mehr. 523 Liter Kofferraum und unter der Fronthaube hat er auch noch einen Frunk mit 43 Liter. Insgesamt also 566 Liter Stauraum.
Dessen ist man sich auch bei Ford bewusst, hat für genug Kontrolle gesorgt und die Lenkung der sportlichen Speerspitze ST eingebaut. Direkt, präzise und überraschend kommunikativ für ein E-Auto. Auch das relativ geringe Gewicht von rund 1,6 Tonnen trägt dazu bei, dass sich der Gen-E lebendig fährt. Kein träges Strom-SUV, sondern ein quirliges Gefährt mit Charakter. Selbst an einen angenehmen, aber dennoch präsenten, simulierten Motorklang haben die Verantwortlichen gedacht.
Und hier kommen wir zur Liebe auf den zweiten Blick. Beim ersten Zusammentreffen haben wir uns gedacht: Ford wählt hier den pragmatischen Zugang. Ein Auto, das Platz und Nutz kombiniert und sehr effizient ist. Dass dieses Auto auch emotional so gut funktioniert und ernsthaften Fahrspaß bereitet, hat tatsächlich sehr überrascht.
Sparsam, nicht Spaßarm
Herzstück des Antriebs ist eine Batterie mit 43 kWh nutzbarer Kapazität, die laut WLTP für bis zu 376 Kilometer Reichweite sorgt. Und das Beste: Diese Zahl ist nicht nur graue Theorie. In unserem Praxistest – bei angenehmem Wetter, aber im Sportmodus und ohne Rücksicht auf Verbrauchsoptimierung – lag der Verbrauch bei erstaunlichen 14 kWh auf 100 Kilometer. Genau der Wert, den Ford angibt. Das ist selten. Und sehr erfreulich. Auch das Thema Laden ist schnell abgehakt: Mit bis zu 100 kW Ladeleistung ist der Akku in nur 23 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt. An der heimischen Wallbox mit 11 kW Wechselstrom dauert es etwa vier Stunden, bis der Akku wieder voll ist.
Natürlich gibt es auch ein paar Details, die nicht ganz perfekt sind. Der Lenkradkranz zum Beispiel ist unserer Meinung nach etwas zu groß geraten. Das ist allerdings notwendig, weil man aufs riesige, digitale Kombiinstrument durchschauen muss. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn unterm Strich liefert der Ford Puma Gen-E eine überzeugende Mischung: Er ist vernünftig, praktisch, effizient und macht dabei unerwartet viel Spaß. Ohne die extreme Leistung oder Reichweite mancher Konkurrenzmodelle, aber mit einem feinen Gespür für das, was im Alltag wirklich zählt.