Porsche Taycan Turbo
Fahrbericht
Volle Kraft voraus

Mit dem Porsche Taycan an den Belastungsgrenzen.

Nur ein kurzer Druck aufs Pedal und ein Ruck geht sowohl durch das Auto als auch durch alle Insassen. Der Allradantrieb wandelt die versammelten Newtonmeter, die ja permanent bereitstehen, in Bewegung um. Das bisschen Schlupf an der Hinterachse fördert die Traktion und untermalt den surrenden Klang des Antriebsstrangs mit einem sanften Pfeifton. Der Tacho wandert in Windeseile Richtung Führerscheinentzug und man fragt sich fast zwangsweise, wie viel physische Belastung der menschliche Körper denn aushält. Der Beschleunigungsprozess im Porsche Taycan Turbo S ist ein Erlebnis und der eindeutige Beweis dafür, dass ein Porsche immer porschig bleiben wird.

Alles zum Porsche Taycan auf

Bevor Sie weiterlesen, das Datenblatt des schnellen Elektrikers studieren, sich vielleicht ein Video darüber anschauen - es hilft nichts. Den Taycan Turbo S muss man selbst erleben, um die folgenden Zeilen gänzlich nachzuvollziehen. Dabei muss man ihn nicht auf letzter Rille ausfahren, um ein nicht zu unterschätzendes Merkmal des Zuffenhauseners zu bemerken. Er ist im Grunde everybody’s darling, kommt überall gut an. Die Öko-Fundis mögen ihn, weil er elektrisch fährt. Benzinbrüder feiern ihn, weil er, nun ja, wie eingangs beschrieben, so atemberaubend beschleunigt. Freunden von Luxus und Image reicht seit jeher das Porsche-Emblem. 

Zahlen, Daten, Fakten

Das war der emotionale, subjektive Teil. Was sagen die nackten Zahlen? Beim Standardsprint vergehen 2,8 Sekunden, maximal sind abgeregelt 260 Stundenkilometer drin. Zwei E-Motoren mit insgesamt 560 kW und 1.050 Newtonmetern werden von einer 93,4 kWh großen Batterie über ein 800 Volt-Netz mit Leistung versorgt. Der Taycan Turbo S kann mit bis zu 270 kW geladen werden. Das bedeutet, dass der Akku in etwa 25 Minuten von 5 auf 80 Prozent geladen werden kann. Auch diese Zahlen beeindrucken - ähnlich, wie die Bremsen. Da kann der Porsche Taycan Turbo S mit dem aktuell besten Pedalgefühl aller Elektroautos auftrumpfen.

Und ja, uns Motorjournalisten hätte es tatsächlich überrascht, wenn uns das elektrische Erstlingswerk aus Zuffenhausen nicht überrascht hätte. Alles andere wäre aber auch eine Enttäuschung gewesen. Ein Fahrzeughersteller, dessen Name so untrennbar mit dem Motorsport verbunden ist, muss abliefern. Porsche macht sich dabei zunutze, dass die Soundkulisse eines Elektroautos eher dünn ist. Üblicherweise, denn Porsche hat seinem elektrischen Spitzenathleten ein Klangbild verpasst, dass seine Insassen ans Kino erinnert. Nämlich an das Geräusch, wenn das THX-Logo erscheint und man den Bass auch in der Magengegend spüren kann. So kann man jede Taycan-Fahrt zu einer IMAX-Gedenkveranstaltung machen. 

Porsche Taycan Turbo

Sportlich und doch alltagstauglich - das fesche Heck erinnert in den Grundzügen an den Panamera, bleibt der Elektrothematik allerdings treu.

Mehr als nur ein Elektroauto

Der Porsche Taycan Turbo S begeistert nicht nur als Elektroauto, sondern auch als Fahrmaschine. Darum vergisst man schnell auf das Stammtischthema Nr.1: Die Reichweite. Mit einer Akkuladung fährt der Turbo S 415 Kilometer weit, was einen Normverbrauch von 22,7 Kilowattstunden pro 100 Kilometer bedeutet. Das ist grundsätzlich sehr nahe an der Realität, benötigt aber Selbstbeherrschung. Zu sehr lockt die Versuchung, den Taycan am Limit zu bewegen. Am eigenen Limit, nicht das des Porsche, das von der StVO ebenso weit entfernt ist, wie die Erde vom Mars. Auch wenn die Limousine mit 2,4 Tonnen zumindest am Papier eher Sumoringer als Leichtathlet ist, merkt man: Kurven sind Porscheland. Da ist die Antriebsart egal, man merkt den Porsche-Ingenieuren ihre Obsession nach Querbeschleunigung an. Dabei fällt auf, wie herrlich analog sich der Allradantrieb verbeißt und verschränkt. 

Braucht man den Porsche Taycan Turbo S? Nein, aber man will ihn. Genau dieses „Haben wollen-Syndrom“ hat Benzinbrüdern und Sportwagenliebhabern bisher in der Elektromobilität gefehlt. Für alle, denen der Turbo S zu unvernünftig ist, hat Porsche auch den „normalen“ Turbo und den 4 S im Programm. Und die sind auch nicht langsam, das ist gewiss.

Porsche Taycan Turbo S

Der Porsche Taycan ist optisch nicht weit weg von der faszinierenden Studie Mission E. Und technisch? Da ist er sogar noch rasanter und faszinierender als das Konzept.