So wird's jetzt was mit Elektro – Teil 1
Warum Elektro in Österreich jetzt wirklich durchstarten kann und die vielleicht skeptischsten unter uns überzeugt werden.
Erinnern Sie sich an Felipe Massa? Der brasilianische Formel-1-Fahrer, der im Jahr 2008 dann doch nicht Weltmeister wurde? Fast hätte er es geschafft, zum großen Durchbruch hat es aber dann doch nicht gereicht. Ein Schicksal, das viele Skeptiker auch der Elektromobilität andichten. Gut, die Zahlen waren zwischenzeitlich nicht besonders rosig. Im vergangenen Jahr waren die Zulassungszahlen der Elektroautos im Sinkflug. Man hatte das Gefühl, der Elektrotrend ist vorbei. Hoch gehyped und dann fallen gelassen. Wie Yuccapalmen im Wohnzimmer oder Ed Hardy-Leiberl im Kleiderschrank.
Aber die Elektromobilität ist kein Trend, sondern eine beständige Bewegung in Richtung Mobilitätswende. Vielleicht werden Sie sich jetzt die Frage stellen, warum wir so einen reißerischen Titel gewählt haben. Zieh den Stecker! Klingt erstmal nach Abgesang, könnte aber auch für eine erneut aufgenommene Fahrt stehen. Zum Beispiel nach einem kurzen Ladestopp. Denn wenn der Akku wieder voll ist, muss man halt den Stecker ziehen, sonst kommt man nicht weiter. Darum liefern wir Ihnen heute nicht nur einen Grund, warum man der Elektromobilität auf alle Fälle eine Chance geben sollte.
Für Vernünftige
Vernunft wird in der Regel mit Finanzen aufgewogen. Diese teilen sich in Anschaffungs- und laufende Kosten auf. Bei den Anschaffungskosten waren Elektroautos bis vor gar nicht so langer Zeit deutlich im Nachteil. 50, 60 oder gar 70.000 Euro waren für ein alltagstaugliches E-Mobil zu berappen. Der Preis für Pioniergeist, aber eben deutlich zu teuer für die breite Masse. Doch genau hier hat sich in der jüngeren Vergangenheit wohl am meisten getan.
Mittlerweile sind alltagstaugliche E-Autos für weniger als 20.000 Euro zu haben. Unter anderem sind das junge Gebrauchte, ehemalige Autos aus Unternehmensflotten, die nun günstig zu haben sind. Aber auch neue Elektriker gibt’s für einen börserlschonenden Kurs. Beispiele gefällig? Citroën ë-C3, Leapmotor T03, Dacia Spring. Für knapp über der magischen 20.000-Euro-Marke sind bereits der geräumige Ford Puma Gen-E oder der kultige Renault 5 erhältlich.

Mit dem R5 hat Renault nicht nur einen neuen Retro-Hype gestartet, sondern auch ein richtig gutes Auto gebaut.
Generell haben sich die Preise von Elektroautos sehr an jene mit Verbrennungsmotor angeglichen. Zum einen, weil die Stromer von der Normverbrauchsabgabe ausgeschlossen sind, zum anderen, weil mit der Erschließung des Massenmarktes viele Technologien ganz einfach billiger geworden sind. BYD propagiert das Motto: Elektroautos zum Preis eines vergleichbaren Verbrenners. Und wenn wir die Preislisten studieren, müssen wir dem auch recht geben.

Der BYD Dolphin ist ein hervorragendes Elektroauto zum Preis eines vergleichbaren Verbrenners.
Ein BYD Dolphin kostet ungefähr 30.000 Euro. Gut ausgestattet und mit über 200 PS. Auch die qualitative Anmutung passt, da gibt’s nicht viele Verbrenner, die da mitkönnen. An alle, die jetzt denken: Ja ja, die Chinesen, die können das machen. Die Europäer können das auch. Besonders anschaulich ist das bei Škodas ungleichen Brüdern Karoq und Elroq.

Bei den laufenden Kosten ist man mit dem E-Auto sowieso gut dabei. Egal, wie viel der Strompreis schwankt – wenn man daheim laden kann, ist jeder Kilometer günstiger als mit einem Verbrenner. Aber nicht nur, dass man weniger Geld ausgibt. Es kommt mit der THG-Prämie auch ein bisserl Geld rein. Jeder, dessen Name im Zulassungsschein eines E-Autos steht, ist berechtigt, sich jährlich Gratisgeld zu holen. Mit jedem E-Auto spart man aktiv Treibhausgase ein – und diese sind vom Gesetzgeber anerkannt und zertifiziert.
Quotenpflichtige Unternehmen können jetzt darauf zugreifen. Das klingt ziemlich kompliziert, mit GO! Cash vereinfachen wir allerdings diesen Prozess. Jetzt ist das mit diesen Treibhausquoten und der Schacherei natürlich so eine Sache. Die muss man nicht gut finden. Aber speziell in Zeiten wie diesen nimmt man jeden Euro mit Handkuss – sonst nimmt ihn ein anderer. Mehr dazu gibt es auf www.gocash.at.
Ein weiterer Preisvorteil wurde jüngst eingestellt. Elektroautos waren nämlich von der leistungsbezogenen Versicherungsabgabe ausgenommen. Jetzt nicht mehr. Ist das suboptimal? Ja. Ist das eine große Katastrophe? Nein. Denn die E-Autos werden nur auf den ersten Blick den Verbrennern gleichgestellt.
Während bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor nämlich die Spitzenleistung als Berechnungsgrundlage dient, ist es bei den E-Autos die Dauerleistung. Wer schon einmal in den Zulassungsschein eines Stromers geschaut hat, hat bestimmt bemerkt, dass die angegebene Leistung stark von der tatsächlichen abweicht.
Bei einem Ford Mustang Mach-E GT mit nominell 485 PS stehen "nur" 273 PS davon in den Papieren. Ein klassischer Mustang mit dem legendären Fünfliter-V8 hat 453 äußerst wohlklingende Gäule. Der Elektriker ist also bei der Spitzenleistung ums Alzerl stärker, insgesamt lassen sich beide aber ganz gut vergleichen.
Wir haben die Gegenüberstellung mit dem Rechner der VAV Versicherung auf www.vav.at gewagt. Das Ergebnis: Besitzer des V8 Mustang müssen jährlich 3.870,72 Euro ans Finanzamt überweisen. Wer den Stromer fährt, zahlt – für wohlgemerkt mehr Spitzenleistung und eine bessere Beschleunigung – 1.194,60 Euro. Der Aufpreis für den legendären Sound ist also gewaltig.

Ford Mustang Mach-E GT und Ford Mustang Dark Horse sind zwar grundverschieden, lassen sich aber aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Leistung gut miteinander vergleichen. Der Elektriker ist auf dem Papier etwas kräftiger und spurtstärker, der V8 begeistert allerdings bei jedem Gasstoß mit seinem herrlichen Klang. In puncto Kosten liegt der Mach-E aber meilenweit vorne.
Weil der heimische Autofahrer aber tendenziell kleinere Brötchen backt, zeigen wir auch die steuerliche Belastung für einen Renault 5 mit 150 PS. Für einen solchen zahlt man 209,16 Euro im Jahr, also 17,43 Euro im Monat. Das dürfte verkraftbar sein. Besonders, weil die Wartungs- und Reparaturkosten im Vergleich zu einem konventionell angetriebenen Auto wesentlich niedriger sind. Ein Elektroauto hat deutlich weniger Verschleißteile, keinen Zahnriemen, keine Kupplung, keine Lichtmaschine. Die Bremsen nutzen sich durch die Rekuperation weniger ab und einen Ölwechsel benötigt ein Stromer auch nicht. Insgesamt lohnt sich die Anschaffung eines Elektroautos für Vernunftkäufer also auf alle Fälle.
Für Sportler
Das beschleunigt wie auf einem Gummibandl aufgezogen. Ein weiterer Euro wandert ins Phrasenschwein. Denn moderne Elektrofahrzeuge sind nicht nur sauber und effizient, sondern auch hochperformant, emotional und technologisch faszinierend. Ein zentrales Argument, das sportliche Autofahrer überzeugt, ist die Art, wie Elektroautos beschleunigen.
Anders als bei Verbrennungsmotoren steht das volle Drehmoment eines Elektromotors sofort zur Verfügung. Ein kurzer Tritt aufs Pedal genügt und das Fahrzeug katapultiert sich ohne Verzögerung nach vorne. Modelle wie der Hyundai Ioniq 5 N, der in nur 3,4 Sekunden von null auf 100 km/h sprintet, zeigen, wie kompromisslos schnell Elektrofahrzeuge mittlerweile geworden sind.

Ein Hyundai mit 650 PS. Vor gar nicht allzu langer Zeit wäre das ein Fall für die Märchenbücher gewesen. Jetzt ist es mit dem Ioniq 5 N Realität.
In dieser Disziplin lassen sie viele klassische Sportwagen alt aussehen. Noch potenter: der Porsche Taycan Turbo GT. Permanent sind 789 PS abrufbar. Bei starker Beschleunigung oder im sogenannten Attack-Mode sind es 1.034 PS. Und im Overboost leistet der Porsche Taycan Turbo GT ganze 1.108 PS und 1.340 Newtonmeter. Das Ergebnis: 6,4 Sekunden Beschleunigung. Allerdings von null auf 200. Weil wir dafür aber in Österreich mit einem Führerschein bezahlen, interessiert uns mehr die Beschleunigung von null auf 100: mit Launch Control sind es 2,2 Sekunden.

Der Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach Paket sprintet in 2,2 Sekunden auf Tempo 100. 4,2 Sekunden später hat man die 200 km/h erreicht. Mit bis zu 1.108 PS stellt er alles und jeden in den Schatten.
Ist ein Elektroauto schwerer? Ja, und der Nachteil des Mehrgewichts lässt sich auch nicht wegdiskutieren – aber schönreden. Hier am Beispiel einer Alpine A290 mit 218 Elektro-PS. Die Batterie hat eine Kapazität von 52 kWh und wiegt 310 Kilo, der Motor wiegt 98,7 Kilo. In Kombination also über 400 Kilo. Vergleichen wir diese Daten mit denen eines Benziners. Ein Benzinmotor mit Doppelkupplungsgetriebe wiegt auch etwa 250 Kilo. Dazu kommt der Treibstoff.
Insgesamt sind das also auch etwa 300 Kilogramm. Im direkten Vergleich hat hier ein Elektroauto etwa 100 Kilo mehr an Gewicht zu schleppen. Das ist aber wesentlich besser verteilt. Die Batterie senkt den Schwerpunkt und zudem ist die Balance besser. Hier haben wir beispielsweise 55 Prozent des Gewichts an der Vorderachse, an der Hinterachse 45. Bei einem vergleichbaren Benziner sind’s gut und gerne 60–65 Prozent an der Vorderachse.
Und bessere Balance bedeutet auch höhere Kurvengeschwindigkeit und damit mehr Fahrspaß. Gut, mit einem Gesamtgewicht von rund 1,5 Tonnen gehört die Alpine A290 zu den Magermodels im E-Auto-Universum. Trotzdem ist der Gewichtsnachteil nicht so eklatant wie befürchtet.

Mit gut 1,5 Tonnen beweist die Alpine A290, dass Elektrosportler auch leicht sein können. Fesch ist er ohnehin.
Ein oft genannter Kritikpunkt am Elektroauto ist die fehlende Klangkulisse. Das Vibrieren und die Geräuschkulisse eines Verbrenners fehlen – und damit für manche ein Stück Emotion. Doch Hersteller haben kreative Lösungen gefunden, um dieses Defizit auszugleichen. Abarth setzt bei den neuen Modellen 500e und 600e auf künstlich erzeugte Motorsounds bzw. simulierte Gangwechsel, die dem Fahrer ein vertrautes Feedback geben.

Der Abarth 600e hat eine Vorderachssperre, mit der die 280 Elektropferde verlustfrei auf den Asphalt kommen. Außerdem: Motorsound. Zwar simuliert, aber sehr unterhaltsam.
Vorteil der E-Mobilität: Leistung wird endlich bezahlbar. Beim MG4 XPower gibt es bärenstarke 435 PS um vergleichsweise schmale 36.990 Euro (Stand September 2025). Er beschleunigt in nur 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und kann so Supersportler ärgern, die ein Vielfaches kosten – mit einem alltagstauglichen Kompakten, der, um ehrlich zu sein, nicht einmal auffällt. Ein kleiner Rowdy in bester Hot-Hatch-Manier.

In feinster Hot-Hatch-Manier gibt’s beim MG4 XPower die große Power für den schmalen Taler.
Ein weiteres Indiz für den wachsenden emotionalen Stellenwert der Elektromobilität sind große Automobil-Events, wie das Goodwood Festival of Speed oder das Ice Race in Zell am See. Dort fahren Elektrofahrzeuge längst Seite an Seite mit klassischen Supersportwagen. Sie werden nicht mehr belächelt, sondern gefeiert – als vollwertige Sportgeräte, die Fahrspaß auf eine neue Ebene bringen. Der stille Respekt zwischen den Lagern zeigt: Das Miteinander von Verbrennern und Stromern entwickelt sich zu einem natürlichen Nebeneinander, in dem jede Technologie ihre Stärken ausspielen darf.
Der Reiz liegt oft im scheinbaren Widerspruch: leise, aber extrem kraftvoll. Effizient, aber kompromisslos dynamisch. Zukunftsorientiert, aber emotional. Genau das macht Elektroautos für sportliche Fahrerinnen und Fahrer so interessant. Sie bieten ein Fahrerlebnis, das den Nervenkitzel des Verbrenners nicht ersetzt, sondern um eine neue, aufregende Dimension ergänzt.